Kostenpflicht für Retouren

Abstimmungsfrage

Sollen Retouren im Versandhandel kostenpflichtig werden?

Gemäss einer aktuellen Studie beträgt die Retourenquote im Onlinehandel in der Schweiz rund 7%. In einzelnen Branchen liegt die durchschnittliche Quote deutlich höher, z.B. etwa 20% in der Modebranche, wobei einzelne Anbieter eine Quote von bis zu 60% aufweisen. Einer der grössten europäischen Online-Händler (Zalando) gibt seine Retourenquote für das Jahr 2020 mit 50% an. Die Erhöhung der Paketmenge ist für die Postbranche erfreulich, doch sie führt zu einer ökologischen Belastung, zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen und zu einer Verschwendung von Gütern, da gewisse Waren nach der Rücksendung vernichtet werden. Die Retouren sorgen bei den Anbietern für erhebliche Zusatzaufwände, weil die retournierten Produkte sortiert, gereinigt und neu verpackt werden müssen – sofern sie nicht direkt vernichtet werden. 

Die Entscheidung, ob Retouren für die Kund:innen kostenpflichtig sind, obliegt gemäss geltendem Recht den privaten Händlern. Die Unternehmen wägen wirtschaftlich ab, ob sie diese Dienstleistung kostenfrei anbieten. Retouren sind jedoch nicht "gratis". Die Versandkosten werden in der Regel über höhere Preise auf die Kund:innen überwälzt. Grundsätzlich haben die Versandhändler ein betriebswirtschaftliches Interesse an möglichst wenig zurückgesandten Paketen im Verhältnis zur verkauften Ware. 

Die Fehlanreize könnten z.B. mittels Lenkungsabgabe/Kostenpflicht behoben werden. Die Preise müssen deshalb nicht steigen, denn die Gratisretouren sind im Geschäftsmodell der Versandhäuser eingepreist. Nebenbei würden damit auch gleich lange Spiesse zwischen Onlinehändlern und stationären Detailhändlern geschaffen. Bei Letzteren müssen Kunden und Kundinnen  die Ware vor Ort retournieren und tragen damit die Kosten (Zeit und Transport) selbst.

Obwohl die Vernichtung von neuer Ware eine Umweltbelastung verursacht, ist die ökologische Gesamtwirkung der Einführung einer Mindestgebühr für Rücksendungen aus übergeordneter Sicht unklar. Tatsächlich könnte eine zusätzliche Postgebühr zu einem Rückgang der Retouren führen. Jedoch scheinen die zu erwartenden Effekte klein und es sind sogar auch Gegeneffekte denkbar. Grundsätzlich gilt, dass die aufgrund des Versandhandels erhöhte Fahrleistung im Güterverkehr mit einer Abnahme im Personenverkehr einhergeht, da Konsument:innen weniger zu stationären Einkaufsmöglichkeiten fahren. 

Nach Abwägung der Argumente sieht der Bundesrat keine ausreichende Rechtfertigung für einen solchen Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit. Eine solche Gebühr würde die unternehmerische Freiheit und den Konsumentennutzen angesichts der unklaren ökologischen Wirkung in unverhältnismässiger Weise schmälern. Schliesslich wäre es komplex, Onlinehändler mit Sitz im Ausland in entsprechende Massnahmen einzubinden. Damit besteht das Risiko einer Ungleichbehandlung bzw. Schlechterstellung von Schweizer Anbietern gegenüber ausländischen Versandhändlern, die auch in die Schweiz liefern.

Pro-Argumente

  • Kostenlose Retouren setzen Fehlanreize, weil sie viel Verkehr und viel Abfall verursachen.
  • Mit einer Kostenpflicht würden nur die Kund:innen bezahlen, welche auch Retouren senden (Verursacher-Prinzip).
  • Es führt zu einer Gleichbehandlung zwischen Onlinehändlern und stationären Detailhändler, indem die Retouren durch die Konsument:innen finanziert würden.

Kontra-Argumente

  • Versandhändler haben ein betriebswirtschaftliches Interesse an möglichst wenig Retouren (Kosten, Aufwand).
  • Weniger Online-Versandhandel und mehr stationärer Kauf steigert den Verkehr überdurchschnittlich.
  • Eine obligatorische Kostenpflicht für Retouren ist ein Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit mit unklarem Nutzen.

Weitere Informationen unter parlament.ch (Motion 21.4208 / Postulat 23.4330)

Abstimmungsfrage: Sollen Retouren im Versandhandel kostenpflichtig werden?

Argumente

Pro

  • Ja, Retouren im Versandhandel sollen kostenpflichtig werden.

Abstimmen nach Anmeldung

Kontra

  • Nein, online Versandhändler sollen weiterhin individuell entscheiden, ob sie Kosten für Retouren verlangen.

Abstimmen nach Anmeldung

Verhältnis Pro–Kontra-Stimmen

Geschlechterverhältnis

Altersverhältnis

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