Autofreie Sonntage
Abstimmungsfrage
Sollen 4x pro Jahr alle öffentlichen Plätze und Strassen inklusive Nationalstrassen der Bevölkerung zum freien Gemeingebrauch ohne privaten Motorfahrzeugverkehr gewidmet werden?
Die Schliessung von Strassen für den motorisierten Verkehr an Sonntagen hat es in der Schweiz schon gegeben: Der erste autofreie Sonntag fand 1936 als Protest gegen die vom Bund beschlossene Benzinpreiserhöhung statt. Als Reaktion auf die Treibstoffknappheit folgten bis in die Sechzigerjahre weitere autofreie Sonntage. Im kollektiven Gedächtnis haftengeblieben sind möglicherweise die drei autofreien Sonntage von 1973, die der Bundesrat verhängte, um auf die Rationierung während der ersten Ölkrise zu reagieren. Im Jahr 2003 gab es eine Volksinitiative dazu („Sonntags-Initiative“), welche vom Stimmvolk mit 62.4% abgelehnt wurde. Es wurde gefordert, dass an einem Sonntag pro Jahreszeit alle öffentlichen Plätze und Strassen der Bevölkerung zum freien Gemeingebrauch ohne privaten Motorfahrzeugverkehr offenstehen sollen, ausgenommen der öffentliche Verkehr.
Für die Befürworter:innen geht es heute nicht mehr darum, auf den Peak Oil zu reagieren, sondern der Klimaerwärmung zu begegnen. Aus klimatechnischer Sicht setzten autofreie Tage gemäss den Befürworter:innen ein wichtiges Zeichen. Rund 30% des CO2-Austosses ist auf den motorisierten Individualverkehr zurückzuführen.
Der Bundesrat findet die Idee sympathisch, vier autofreie Sonntage pro Jahr durchzuführen. Mit den beliebten "Slow-up"-Veranstaltungen gibt es dazu bereits eine Möglichkeit, um auf klimafreundliche Mobilität aufmerksam zu machen. Eine gesamtschweizerische Umsetzung bereitet aber verschiedene Schwierigkeiten. Da Ausnahmen vom Fahrverbot vorgesehen werden müssen, würde eine erhebliche Anzahl Fahrzeuge die Strassen weiterhin im üblichen Umfang benützen (z. B. Polizei, Notfalldienste, Fahrten, die bereits heute vom Sonntags- und Nachtfahrverbot befreit sind, Taxis, motorisierte Invalidenfahrstühle und Behindertentransporte). Dies führt zu Problemen bei der Verkehrssicherheit.
Pro-Argumente
- Es würden Freiräume zur lustvollen Nutzung entstehen.
- Es könnten alternative Formen der Mobilität getestet werden.
- Es ist ein Beitrag zur CO2-Reduzierung und somit zur Erreichung der Klimaziele.
- Vor allem die nächste Generation könnte einen Anreiz zur Nutzung von alternativen Fortbewegungsmitteln bekommen (Investition in die Zukunft).
Kontra-Argumente
- Ein Verbot bietet keine Anreize zum richtigen Verhalten.
- Bewohner:innen mit ungenügendem Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel, würden ungerechtfertigterweise benachteiligt.
- Der grenzüberschreitende Verkehr und Durchgangsverkehr würde stillstehen, was vom Ausland nicht toleriert würde.
- Der motorisierte Verkehr lässt sich heute nicht mehr so einfach kategorisieren. Was wäre mit den vielen Elektrofahrzeugen, die als klimaneutral angepriesen werden?
Weitere Informationen unter parlament.ch (Motion 22.3458 / Motion 19.3366 / Motion 17.3885 / Volksinitiative 99.094)
Abstimmungsfrage: Sollen 4x pro Jahr alle öffentlichen Plätze und Strassen inklusive Nationalstrassen der Bevölkerung zum freien Gemeingebrauch ohne privaten Motorfahrzeugverkehr gewidmet werden?
Argumente
Pro
-
Ja, 4x pro Jahr sollen alle öffentlichen Plätze und Strassen inklusive Nationalstrassen der Bevölkerung zum freien Gemeingebrauch ohne privaten Motorfahrzeugverkehr gewidmet werden.
-
Ja, 1x pro Jahr sollen alle öffentlichen Plätze und Strassen inklusive Nationalstrassen der Bevölkerung zum freien Gemeingebrauch ohne privaten Motorfahrzeugverkehr gewidmet werden.