Schreiben nach Gehör
Abstimmungsfrage
Wollen Sie die Methodik «Schreiben nach Gehör» in den Schulen verbieten lassen?
Die vom Schweizer Pädagogen Jürgen Reichen entwickelte Methode «Schreiben nach Gehör» soll bei Schulanfängern die Schreiblust fördern. Es beruht auf dem Prinzip, dass ein Kind Wörter in den ersten Schuljahren so schreibt, wie es sie aufgrund ihrer Laute wahrnimmt und nicht nach strengen Orthografieregeln.
Reichen ging davon aus, dass Kinder Lesen und Schreiben mithilfe einer sogenannten Anlauttabelle («A» für Affe) von allein lernten und systematischer Rechtschreibunterricht deshalb überflüssig sei. Die Methode führte dazu, dass einige Lehrpersonen nicht mehr korrigierten. Sogar bis in die Mittelstufe (4.-6. Klasse) korrigierten Lehrkräfte oft auch nicht alle Rechtschreibfehler, um die Schülerinnen und Schüler nicht zu frustrieren. Auch Eltern beobachten, dass zu wenig korrigiert werde. Die Forschung zeige aber, dass dies für viele Kinder nicht hilfreich sei. Schwächere Schüler scheiterten an diesen Anforderungen, «weil man ihnen keine Hilfestellung an die Hand gibt, um die Strukturen zu erkennen und zu verstehen».
Der Lehrplan sieht vor, dass die Schülerinnen und Schüler zu Beginn die Laute in einem Wort sicher und mehr oder weniger korrekt verschriften können. Ab der zweiten Klasse kommen erste Regeln dazu, etwa solche zu Buchstabenkombinationen wie «Sp» oder «St» am Anfang eines Wortes. Komplexere Regeln, wie das lange i mit «ie» beispielsweise in «spielen» oder das ä in «Gänse» (wegen «Gans») folgen dann ab der dritten Klasse.
Nidwalden hat «Schreiben nach Gehör» bereits abgeschafft, dem Beispiel der Bundesländer Baden-Württemberg und Hamburg folgend. Der Kanton Aargau hat Anfang März 2019 die entsprechenden Lehrmittel ebenfalls verboten.
Pro-Argumente
- Studien (Uni Bonn, 2018) zeigen, dass die Vorteile bei der regelbasierten Methodik liegen.
- Man soll einem Kind von Beginn die richtige Regel beibringen, weil man Fehler später kaum korrigieren kann.
- Da es für schwache Schüler Nachteile hat, sollte die Methode verboten werden.
Kontra-Argumente
- Angewandt für die erste Klasse fördert es die Schreib-Freude bei den Kindern.
- Das ist ein unnötiger Eingriff in die Methodenfreiheit der Lehrer:innen.
- Lernen ist ein stetiger, stufenweiser Prozess. Es kann durchaus mit abgeschwächten Regeln begonnen werden.
Weitere Informationen unter parlament.ch
Abstimmungsfrage: Wollen Sie die Methodik «Schreiben nach Gehör» in den Schulen verbieten lassen?
Argumente
Pro
-
Ja, die Methodik "Schreiben nach Gehör" soll in den Schulen verboten werden.
Kontra
-
Nein, die Methode "Schreiben nach Gehör" soll von den Lehrer:innen nach eigenem Ermessen eingesetzt werden können.