Eindämmung Freigängerkatzen
Abstimmungsfrage
Soll die Population von Freigängerkatzen mittels Kastrationspflicht und/oder Chip-Pflicht eingedämmt werden?
In der Schweiz gibt es über 1.6 Millionen Katzen, davon haben gemäss Schätzungen ca. 1 Million Auslauf ins Freie (Freigängerkatzen). 100'000 bis 300'000 sind jedoch verwilderte oder streunende Tiere. Die Praxis des freien Laufenlassens von Hauskatzen ist in der Schweiz gesellschaftlich seit je allgemein akzeptiert. Ein Tier zu halten, bringt nicht nur Freude und Zufriedenheit, sondern ist auch mit Pflichten verbunden. Gemäss dem geltenden Recht müssen Tierhalter:innen eine übermässige Vermehrung ihrer Tiere verhindern. Der Vollzug der Tierschutzgesetzgebung liegt in der Verantwortung der Kantone.
Der Freigang von Hauskatzen kann problematisch sein, wenn die Katzen sich unkontrolliert vermehren und eine korrekte, tierschutzkonforme Haltung der Tiere dadurch beeinträchtigt wird. Der Anstieg der Population führt zu grossem Leid bei den streunenden Tieren, sei es durch Unterernährung, Krankheiten oder Revierkämpfen. Der Anstieg der Katzenpopulationen liegt darin begründet, dass unkastrierte Freigängerkatzen von Privatpersonen zusammen mit herrenlosen Tieren ständig für weiteren Nachwuchs sorgen. Die Einwirkung freilaufender und ihrem natürlichen Jagdtrieb folgenden Katzen auf andere Tierbestände – vor allem Singvögel, Reptilien und Amphibien – kann ebenfalls ein Problem sein, wenn diese Bestände dadurch unter Druck geraten. Die Mortalität von Vögeln durch Katzen wird in einer französischen Studie auf bis zu 25% angegeben. Ferner werden Frösche, Molche, Eidechsen und Blindschleichen oft Opfer von Katzen. Betroffen sind dabei auch Arten der Roten Liste und Populationen können durch die Dezimierung zusammenbrechen.
Um diese Herausforderungen zu meistern, werden folgende Massnahmen gefordert:
Kastrations-Pflicht
Da bei Freigängerkatzen die Sexualkontakte zu anderen Katzen nicht kontrollierbar sind, sollen diese kastriert werden. Damit soll ein weiterer Anstieg der Streunerpopulation vermieden, das Katzenleid reduziert und der Katzenbestand nachhaltig reguliert werden. Da die Tierhalter die Kosten für die Kastration tragen, entsteht dem Staat zudem kein zusätzlicher finanzieller Aufwand.
Der Bundesrat ist der Ansicht, dass diese Massnahme nicht notwendig sei, da nach geltendem Recht Tierhalter:innen bereits verpflichtet sind, alle zumutbaren Massnahmen zu ergreifen, um eine übermässige Vermehrung ihrer Tiere zu verhindern. Auch der Nationalrat ist mit 151 zu 19 Stimmen gegen die Kastrationspflicht.
Chip-Pflicht
Mit einer elektronischen Identifizierung (Chip) soll ermöglicht werden, verwilderte Katzen von Katzen zu unterscheiden, die eine Besitzerin bzw. einen Besitzer haben. Mit der obligatorischen Kennzeichnung der Katzen können Besitzerinnen und Besitzer besser zur Verantwortung gezogen werden. Die Rückgabe einer entlaufenen Katze an die Besitzerin oder den Besitzer kann schneller und einfacher erfolgen.
Die Chip-Pflicht bei Hunden gilt seit Jahren, jedoch zur Kennzeichnung von gefährlichen Rassen.
Der Bundesrat ist der Ansicht, dass eine Verpflichtung aller Tierhalterinnen und Tierhalter zur Identifizierung und Registrierung ihrer Tiere nicht nur übertrieben wäre, sondern auch nicht wirklich wirksam, da sich damit eine übermässige Vermehrung der Katzen nicht verhindern liesse. Der Nationalrat hat dieses Begehren mit 97 zu 88 Stimmen abgelehnt.
Pro-Argumente
- Die aktuell freiwillige Kastration von Freigängerkatzen reicht nicht aus, die Population nimmt stark zu.
- Verwilderte Katzen erleben viel Leid und Freigängerkatzen sorgen für Probleme (Krankheiten, Jagd auf Vögel, Reptilien).
- Eine Chip-Pflicht bei Hunden hat sich bewährt. Auch für Freigängerkatzen wäre dies sinnvoll (Auffindbarkeit, Unterscheidbarkeit).
Kontra-Argumente
- Ein Gesetz ist unnötig, weil bereits heute ein grosser Teil der Freigängerkatzen sterilisiert oder kastriert ist.
- Eine Chip-Pflicht ist faktisch eine Meldepflicht für Hauskatzen, was mit grossem administrativem Aufwand verbunden wäre.
- Die Zahl der verwilderten Katzen geht zurück und es fehlen verlässliche Daten, dass Katzen den Tierbestand von Vögeln und Reptilien dezimieren.
Weitere Informationen unter parlament.ch (Motion 19.3959 / Motion 18.4119)
Abstimmungsfrage: Soll die Population von Freigängerkatzen mittels Kastrationspflicht und/oder Chip-Pflicht eingedämmt werden?
Argumente
Pro
-
Ja, für alle Freigängerkatzen soll eine Kastrationspflicht gelten.
-
Ja, es soll eine Pflicht zur elektronischen Identifizierung (Chip) aller Katzen gelten.
-
Ja, beide Massnahmen (Kastrationspflicht für Freigängerkatzen und Chippflicht für alle Katzen) sollen vorgeschrieben werden.
Kontra
-
Nein, die Regelung für die Katzenhaltung soll nicht geändert werden.