Zahnbehandlungen über Krankenkasse bezahlen

Abstimmungsfrage

Sollen zahnärztliche Behandlungen durch die obligatorische Krankenversicherung bezahlt werden?

Zahnarztkosten sind nicht in die obligatorische Krankenversicherung integriert und von der Bevölkerung selbst zu bezahlen. Zahnmedizin gehört zu den Grundpfeilern unserer Gesundheitsversorgung und die Zahnpflege ist essenziell für die Gesundheit der Menschen. Wenn Erkrankungen wie Karies und Parodontitis über einen längeren Zeitraum unbehandelt bleiben, breiten sich die daraus resultierenden Bakterien unter Umständen im ganzen Organismus aus. Das kann zu Lungenentzündungen, Rücken- und Nackenschmerzen bis hin zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Eine parlamentarische Initiative verlangt, dass die Kosten für zahnärztliche Behandlungen durch die obligatorische Krankenversicherung (OKP) übernommen werden:

  • Wenn die Behandlung wegen einer Erkrankung des Kausystems notwendig ist.
  • Für präventive Massnahmen zur Vermeidung von Zahnschäden (wie regelmässige Kontrollen oder Dentalhygiene).
  • Die Kosten für Behandlungen von nicht krankheitsrelevanten Zahneingriffen wie Aufhellungen und Stellungskorrekturen werden nicht von der OKP übernommen.

Die durch die Übernahme der Zahnbehandlungen benötigten Mittel sind solidarisch über Bundesmittel und nicht über eine Erhöhung der Krankenkassenprämien zu bezahlen.

Zwei unterschiedliche Untersuchungen bestätigen, dass der Zugang zu Zahnbehandlungen für einen Teil der Bevölkerung nur schwer oder gar nicht gewährleistet ist. Die vom BFS durchgeführte Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) ergab, dass 3.4% der Schweizer Bevölkerung 2016 aus finanziellen Gründen eine notwendige Zahnbehandlung nicht durchführen konnte. Der Anteil ist mit 7.8% in der unteren Einkommensklasse sogar doppelt so hoch. Die Resultate der International Health Policy Survey besagen sogar, dass 20.7% der Schweizer Bevölkerung aus finanziellen Gründen auf Zahnbehandlungen oder -kontrollen verzichtet haben. Das widerspricht aus Sicht der Initianten den Grundsätzen in Artikel 41 der Bundesverfassung. Darin ist festgehalten, dass Bund und Kantone dafür sorgen müssen, dass jede Person die für ihre Gesundheit notwendige Pflege erhält und die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gefördert wird. Letzteres wäre speziell wichtig, sind doch 60% der diagnostizierten Karies bei Kindern aus den 20% ärmsten Familien zu finden.

Die Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats hält fest, dass die von der Initiative geforderte Erweiterung des Leistungskatalogs der obligatorischen Krankenversicherung (OKP) zu einem erheblichen Anstieg der Kosten zulasten der OKP und damit zu höheren Krankenversicherungsprämien führen würde. Die neue Finanzierungsform über Bundesmittel führt zu einer technisch schwierigen Umsetzung und zu uneinheitlichen Finanzierungsformen. Darüber hinaus ist die Mehrheit der Meinung, dass sich die Zahngesundheit der Schweizer Bevölkerung in den vergangenen 50 Jahren dank der Prävention und der Eigenverantwortung bei der Dentalhygiene deutlich verbessert hat.

Pro-Argumente

  • Die private Bezahlung fördert ein Zweiklassensystem, da sich einkommensschwache Personen die Zahnbehandlungen nicht leisten können.
  • Ein Hinauszögern/Verzicht von Zahnbehandlungen aufgrund eingeschränkter Finanzen hat negative Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit der Menschen.
  • Wegen der hohen Kosten in der Schweiz gehört für viele ein intensiver Zahnarzttourismus ins nahe Ausland zum Alltag, was die hiesige Wirtschaft schwächt.

Kontra-Argumente

  • Die Zahngesundheit hat sich in der Vergangenheit stark verbessert, trotz privater Finanzierung.
  • Bei eingeschränkten Finanzen können wenige Betroffenen die Kosten über Sozialhilfe, Ergänzungsleistungen oder Stiftungen bezahlen lassen. Für die meisten Betroffenen gibt es aber keine Unterstützung.
  • Es ist davon auszugehen, dass die Krankenkassenprämien steigen, weil der politische Wille nicht da ist, die Finanzierung über Bundesmittel umzusetzen.

Weitere Informationen unter parlament.ch und sbv-asmi.ch

Abstimmungsfrage: Sollen zahnärztliche Behandlungen durch die obligatorische Krankenversicherung bezahlt werden?

Argumente

Pro

  • Ja, zahnärztliche Behandlungen sollen durch die obligatorische Krankenversicherung bezahlt werden.

Abstimmen nach Anmeldung

Kontra

  • Nein, zahnärztliche Behandlungen sollen weiterhin privat bezahlt werden.

Abstimmen nach Anmeldung

Verhältnis Pro–Kontra-Stimmen

Geschlechterverhältnis

Altersverhältnis

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